Umwandlung des Schützenhof-Wehres in eine Sohlgleite

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Das Schützenhofwehr befand sich etwa 2 km südöstlich des Stadtzentrums von Quakenbrück in der Hase. Es bestand aus einer Fischbauchklappe mit einer Überfallbreite von 8 m und einer Überfallhöhe von 3 m. Bereits im Jahr 1683 wurde der Überfall im künstlichen Hasearm (Überfallhase) aus starken
Eichenbohlen angelegt. Er sollte die Hochwassermassen der Hase um die Stadt Quakenbrück herum leiten. 
Die Höhenunterschiede zwischen Oberwasser und Unterwasser betrugen am Standort etwa 3,93 m bei mittlerem Niedrigwasserabfluss (MNQ) und 1,49 m bei mittlerem Hochwasserabfluss (MHQ).

Die Fließgeschwindigkeiten im Abflussstrahl der Wehranlage betrugen ganzjährig über 4 m/s. Dies führte im Unterwasser der Wehranlage zu umfangreichen Auskolkungen und dazu, dass das Bauwerk nicht durchgängig für Fische und Makrozoobenthos war.

Freie Fahrt für Fische

Für die anadromen Wanderfischarten wie Lachs, Meerforelle sowie Meer- und Flußneunauge spielt die Durchgängigkeit der Fließgewässer eine zentrale Rolle und ist eine essentielle Voraussetzung für die Etablierung ihrer Populationen. Sie sind auf einen obligaten Wechsel zwischen ihren Reproduktionsgebieten im Binnenland und den Aufwuchshabitaten im Meer angewiesen. Als geschlechtsreife Elterntiere führen sie stromaufwärts gerichtete Wanderungen zu ihren Laichgebieten in den Oberläufen durch. Nachdem sie ihre Jugendstadien in den Oberläufen der Bäche (Hypo-Rhithral) verbracht haben, führen die Jungfische stromabwärts gerichtete Wanderungen in Richtung Meer durch, um hier in den nahrungsreichen Gebieten die Zeit bis zum Eintreten der Geschlechtsreife zu verbringen.
Auch der Aal ist in besonderem Maße auf die Durchgängigkeit der Fließgewässer angewiesen. Als katadromer Wanderfisch wandert er, nachdem er bereits tausende Kilometer durch den Atlantischen Ozean geschwommen ist, als Jungfisch (Glasaal) die Flüsse hinauf, um hier mehrere Jahre bis zum Eintreten der Geschlechtsreife zu verbringen. Dann wandert auch er wieder ins Meer ab, um nach einer langen Wanderung in der Sargassosee vor der amerikanischen Küste zu laichen.
Neben den o. g. Wanderfischarten führen aber auch alle anderen Fischarten mehr oder weniger stark ausgeprägte, jahresperiodische Wechsel zwischen Nahrungs-, Laich- und Ruhehabitaten durch oder besiedeln während bestimmter Entwicklungsphasen Gewässerabschnitte mit unterschiedlichen Lebensbedingungen. Diese Wanderungen der sog. potamodromen Wanderfischarten sind in vielfacher Hinsicht von Bedeutung:

− Kompensatorische Aufwanderung: Aufgrund der ständigen Strömung laufen vor allem Jungfische ständig Gefahr, stromab verdriftet zu werden (z B. bei Hochwässern). Stromaufwärts gerichtete Wanderungen dienen der Kompensation der durch Verdriftung hervorgerufenen Terrainverluste.
− Wechsel zwischen Teillebensräumen: im Laufe des Jahres suchen Fische unterschiedliche Nahrungs- und Ruhehabitate oder besiedeln während bestimmter Entwicklungsphasen unterschiedliche Gewässerabschnitte.

Umfassende Vorstudien ermöglichen eine optimale Umsetzung

Im Rahmen einer Machbarkeitstudie wurde am Institut für Wasserwirtschaft der Hochschule
Magdeburg der vollständige Rückbau der Wehranlage im Jahr 2008 untersucht. Der Planungs-
vorschlag sah einen vollständigen Rückbau der regulierbaren Wehranlage vor und die Planung
einer großräumigen Sohlengleite mit einem Wanderkorridor, Ettmer (2011). Neben der Einhal-
tung der Oberwasserstände in einem schmalen Schwankungsbereich von rd. 20 cm, war die
maßgebliche Frage, wie die Bemessung und Dimensionierung des Wanderkorridors und die
Ausgestaltung der Mittel- und Hochwasserberme zu erfolgen hat.

Erfolgreiche Arbeit

Im Rahmen der biologischen Aufstiegskontrolle der Fischfauna wurden insgesamt 16 Fischarten nachgewiesen mit insgesamt 2132 Individuen. Die Individuendichte im Unterwasser der Sohlengleite war mit 8 und 2 Individuen/m² vergleichsweise gering, vermutlich bedingt durch Strukturmangel bzw. Degradation des Unterwassers. Es wurden vor allem indifferente und anspruchslose Arten wie z.B. der Flussbarsch nachgewiesen. Direkt im Unterwasser der Sohlengleite wurden aber auch rheophile Arten wie Steinbeißer und Gründling gefunden. Die Artenzusammensetzung in der Reuse, bzw. im Oberwasser, war ähnlich zum Unterwasser. Der Zustand der Sohlengleite wurde durchgehend als gut bewertet.

aus NLWKN Projektinformation : „Schützenhofwehr Quakenbrück – Umbau zur Sohlengleite “ und Institut für Wasserwirtschaft und Umweltschutz, Prof. Dr.-Ing. Bernd Ettmer GmbH, Hochschule Magdeburg, Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ): „Abiotisches Monitoring und abiotische Aufstiegskontrolle der Fischfauna auf der Sohlengleite Quakenbrück“

ergänzende Fotos: Landkreis Osnabrück Marlis Schulz